Impressionen von der IPSA: Weltkongress macht seinem Namen alle Ehre

Weltkongress der IPSA in Montreal Ungefähr 3.000 Gäste aus 80 verschiedenen Ländern kamen letzte Woche beim jährlich stattfindenden Weltkongress der International Political Science Association (IPSA) in Montreal zusammen und ich hatte Gelegenheit mein Promotionsprojekt zum Thema Liquid Democracy dort zu präsentieren.

Allein an den Zahlen gemessen, kann mein Fazit dieser Veranstaltung nicht gerecht werden: Über 50 Themen-Panels mit täglichen Session mit durchschnittlich fünf Speakern adressierten das diesjährige Thema „Contemporary Challenges of Governance“. Einen persönlichen Eindruck möchte ich trotzdem gern teilen.

Von Anja Adler

Anja-AdlerAnja Adler, M.A., ist Promotionsstipendiatin im Promovendenprogramm der Stiftung Mercator. In ihrer Dissertation, die sie an der NRW School of Governance verfasst, beschäftigt sie sich mit dem Thema  “Liquid Democracy – Norm, Code und Entwickler eines Demokratieverständnisses jenseits von Repräsentation”

 

Die Konferenz ist auf den ersten Blick überwältigend. Ausgestattet mit einem 500-seitigen Programm und Räume-suchend im riesigen Konferenz-Center in Montreals Stadtzentrum fühlte ich mich anfangs ziemlich verloren. Das Panel-Format funktionierte zur Orientierung dann aber doch ganz gut (auch die sehr gute Guidebook-Programm-App, so dass man das viel zu schwere Programmbuch nicht rumtragen musste). In meinem Panel E-Democracy gab es beispielsweise jeden Tag ca. fünf Präsentationen, die oft auch von den gleichen Gästen besucht wurden. So entstand im Lauf der fünf Tage zumindest ein bisschen Zugehörigkeit und Wiedererkennen. Ein wenig schade war, dass es gleichzeitig schwierig war, herauszufinden, in welchen anderen Panels noch spannende verwandte Themen besprochen wurden – so gab es z.B. auch in den Panels Political Communication und The Quality of Democracy immer mal wieder interessante Paper, über die ich nur per Zufalls gestolpert bin. Neben zahlreichen Plenary Sessions und Zusatzevents tagte dann auch noch ein Konferenz in der Konferenz, die ebenfalls relevant für mich war. Beim INM Symposium diskutierten Wissenschaftler und Praktiker darüber, welche Konsequenzen die Professionalisierung politischer Beteiligung hat.

Inhaltlich ist mir vor allem aufgefallen, dass in mehreren Sessions zum Thema E-Demokratie, die Frage nach der Rolle neuer Intermediäre aufkam. Im INM Symposium ging es beispielsweise um die Professionalisierung und Kommerzialisierung von Beteiligungsprozessen (u.a. Julia Hahn, KIT), die zunehmend von Agenturen und Beratern organisiert werden. In den Sessions zu politischer Online-Beteiligung wurden nicht-stattliche Petitionsplattformen wie Avaaz und 38degrees thematisiert (Andrew Chadwick, University of London). In einer weiteren Session zu Political Campaigning wurde die Verbreitung von Kampagnen-Software und damit der dahinter stehenden (amerikanischen) Kampagnenlogik (Fenwick Mckelvey, Concordia University) hinterfragt. Mit meinem Arbeitsstand zur Politisierung des Programmierers fühlte ich mich mit meinem Paper gut im Rahmen dieser Diskussionen verortet – selbst wenn ich in meiner eigenen Session zwischen Paper-Präsentationen zur Regulierung von Regierungskommunikation, der Open Government-Initiative und Community-Based Monitoring eher Schwierigkeiten hatte den roten Faden zu finden.

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