Kommunalpolitik abseits der Parteien?

Michael Angenendt von der Heinrich-Heine-Universität untersucht das demographische Profil und die Beitrittsmotive von Wählergemeinschaftsmitgliedern im Vergleich zu Parteimitgliedern. Trotz ihrer Popularität sind kommunale Wählergemeinschaften in der deutschen Politikwissenschaft noch nicht gründlich erforscht. Wählergemeinschaften präsentieren sich zwar als partizipatorische Alternative zu den Parteien, sie sind ihnen aber im Hinblick auf das demographische Profil  und die Beitrittsmotive ähnlicher als ihnen vielleicht genehm ist. Dies legt nahe, dass Wählergemeinschaften parteienferne Bevölkerungsschichten bisher nicht in die Kommunalpolitik integrieren können.

Wählergemeinschaften haben sich in den vergangenen Jahrzehnten auf kommunaler Ebene zu ernsthaften Konkurrenten gegenüber den Parteien entwickelt, vielerorts dominieren die ‘Parteifreien‘ den politischen Wettbewerb in den Rathäusern. Trotz ihrer mittlerweile fast flächendeckenden Präsenz in den Städten und Gemeinden hält sich die Politikwissenschaft hierzulande bislang jedoch bei der Erforschung des Phänomens eher bedeckt. Bis zum Ende der 1990er Jahre entstanden lediglich einzelne Regionalstudien, eine erste bundesweite Studie wurde in der Mitte des letzten Jahrzehnts durchgeführt und bildet den gegenwärtigen Forschungsstand weitgehend ab.

Kommunalpolitik abseits der Parteien?

Sozialprofil und Beitrittsmotive von Wählergemeinschafts- und Parteimitgliedern im Vergleich

Autor

Michael Angenendt ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zuvor war er am Parteienforschungsinstitut PRuF beschäftigt. In seiner Forschung widmet er sich verschiedenen Aspekten rund um das Thema Parteien und Parteienwettbewerb.

Wählergemeinschaften als blinder Fleck der deutschen Politikwissenschaft

Wählergemeinschaften haben sich in den vergangenen Jahrzehnten auf kommunaler Ebene zu ernsthaften Konkurrenten gegenüber den Parteien entwickelt, vielerorts dominieren die ‘Parteifreien‘ den politischen Wettbewerb in den Rathäusern (Reiser et al. 2008a, S. 124). Trotz ihrer mittlerweile fast flächendeckenden Präsenz in den Städten und Gemeinden (Göhlert et al. 2008, S. 132; Angenendt 2015, S. 129-130) hält sich die Politikwissenschaft hierzulande bislang jedoch bei der Erforschung des Phänomens eher bedeckt. Bis zum Ende der 1990er Jahre entstanden lediglich einzelne Regionalstudien (vgl. Grundmann 1960; Rüdiger 1966; Luckmann 1970; Kaack 1972; Stockinger 1975; Möller 1985), eine erste bundesweite Studie wurde in der Mitte des letzten Jahrzehnts durchgeführt und bildet den gegenwärtigen Forschungsstand weitgehend ab (u.a. Reiser et al. 2008b; Reiser u. Holtmann 2009). In den anderen europäischen Staaten wird sich aufgrund zunehmender Präsenz und steigender Wahlerfolge indes vermehrt ihrer Analyse gewidmet (u.a. Clark 2004; Aars u. Ringkjøb 2005; Copus et al. 2009; Boogers u. Voerman 2010; Åberg u. Ahlberger 2015). Bei den diesjährigen Kommunalwahlen in den Niederlanden wurden Wählergemeinschaften beispielsweise in fast jeder zweiten Stadt und Gemeinde stärkste Kraft (Süddeutsche Zeitung Online 2018); in Schottland konnten sie ihren Stimmenanteil zwischen den 1990er Jahren und der Mitte des letzten Jahrzehnts verdoppeln (Bochel u. Denver 2008, S. 585). Dass ihr Erfolg ein gesamteuropäisches Phänomen darstellt (vgl. Reiser 2012), verdeutlichen die Erfolge in Tschechien und Polen: In Polen stieg der Anteil parteiloser Bürgermeister zwischen Anfang und Mitte des letzten Jahrzehnts von zwei Drittel auf über 80 Prozent, in Tschechien im Zeitraum von 1994 bis 2014 von 50 auf über 70 Prozent (Gendźwiłł 2012, S. 504).

Für die Politikwissenschaft in Deutschland gilt nichtsdestotrotz und nach wie vor das bereits vor zehn Jahren formulierte Resümee von Everhard Holtmann (2008, S. 7), dass Wählergemeinschaften „in einigen neueren Fallstudien etwa zu Wahlverhalten und Politischer Kultur in den Städten allenfalls – aber immerhin – als Mitspieler neben den anderen politischen Akteuren [auftauchen]“. Spätestens seit dem Einzug der in der Kommunalpolitik tief verwurzelten Freien Wähler in den bayerischen Landtag 2008 und ihrer Koalition mit der CSU seit 2018 (Schultze u. Grasnick 2009; Walther u. Angenendt 2018a, S. 325, 2018b) sowie dem Erfolg der ebenfalls als parteiunabhängige Liste gestarteten Fünf-Sterne-Bewegung in Italien (Tronconi 2015) sollte sich die Politikwissenschaft allerdings die Frage stellen, ob die Analyse der Entstehung- und Erfolgsbedingungen von Wählergemeinschaften bzw. Lokalparteien vernachlässigt wurde.

Wählergemeinschaften als Alternative zu den Parteien?

Die bisherigen Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass trotz programmatischer und organisatorischer Heterogenität die Vorstellung eines sachpolitischen Pragmatismus abseits von Parteipolitik und politischer Ideologie ein gemeinsames Merkmal der Wählergemeinschaften darstellt (Göhlert 2008). Die demokratietheoretische Bewertung dieser Ergebnisse fällt bislang widersprüchlich aus: Einerseits wird ihnen eine positive Funktion zur Mobilisierung politisch inaktiver Bürger zugesprochen, da Wählergemeinschaften sich als Alternative zu den klassischen Formen politischer Organisation und Partizipation präsentieren sowie als Intermediäre zwischen Sozialgemeinde und Rathaus fungieren (Göhlert et al. 2008, S. 144; Holtmann et al. 2012, S. 161). Andererseits kann die Anti-Parteien-Rhetorik Ausdruck einer distanzierten oder sogar feindlichen Haltung gegenüber pluralistischen Demokratieprinzipien sein und sich in einer grundsätzlichen Ablehnung der Parteiendemokratie äußern (Haller 1979, S. 366; Lütjen 2012; Krappidel 2016). Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten Studie führen diesbezüglich zu dem Schluss, dass sich die Parteifreien durch eine janusköpfige Identität auszeichnen: Zwar sind sie den Ortsverbänden der Parteien gegenüber skeptisch eingestellt, aber nichtsdestotrotz überzeugt von der Notwendigkeit von Parteien für die Funktionsfähigkeit der Demokratie auf den höheren Ebenen des politischen Systems (Angenendt 2018a). Im Resümee sind sie zwar eine parteienskeptische Alternative, aber eine auf die kommunale Sphäre begrenzte.

Ob sie auch eine partizipatorische Alternative darstellen und bestehende kommunalpolitische Repräsentationslücken schließen, fragt der vorliegende Beitrag. Konkret wird untersucht, ob es den Parteifreien in der Kommunalpolitik gelingt, parteipolitisch ungebundene Bevölkerungsschichten in den politischen Prozess zu inkludieren. Zur Beantwortung werden Sozialprofil (wer partizipiert?) und Beitrittsmotive (weshalb wird partizipiert?) der Parteifreien und Parteimitglieder in der Bundesrepublik verglichen. Zur Prüfung liegt eine zwischen 2015 und 2016 durchgeführte repräsentative Studie mit über 850 Mitgliedern kommunaler Wählergemeinschaften in Deutschland vor.1 Der Vergleich mit den Parteimitgliedern bezieht sich auf die 2009 durchgeführte Parteimitgliederstudie PAMIS (Spier et al. 2011).

Politische Ungleichheit als Herausforderung für Parteien und Wählergemeinschaften

Als eine zentrale Herausforderung gegenwärtiger Demokratien wird die steigende politische Ungleichheit betrachtet, da sowohl die Wähler als auch die Mitglieder der Parteien im Vergleich zur Gesamtbevölkerung höhergebildet, einkommensstärker und in den oberen gesellschaftlichen Schichten verortet sind (Biehl 2004, S. 689; Hoffmann 2011, S. 82; Klein 2011, S. 45–55; Merkel 2015, S. 475; Schäfer 2015, S. 80-85). In Kombination mit der schwindenden sozialen Verankerung der Parteien in der Gesellschaft (u.a. Gunther et al. 2002; Wiesendahl 2012; van Biezen u. Poguntke 2014; Poguntke 2014; Angenendt 2018b) besteht deshalb Anlass zur Sorge, dass es den Parteien an Anreizen mangelt, nichtsdestotrotz für die Belange der Niedriggebildeten und Einkommensschwachen einzutreten (Biehl 2004, S. 696; Nolte 2011, S. 11–12; Wiesendahl 2013, S. 34). In der Konsequenz wird eine „Partizipations-Repräsentations-Lücke“ ausgemacht (Merkel u. Petring 2012, S. 104). Umstritten ist allerdings, ob die politische Abstinenz das Resultat einer generellen Politik- oder spezifischen Parteienverdrossenheit ist (vgl. Poguntke 1996; Schäfer 2010, S. 136–137). Die ‘optimistische‘ Sichtweise interpretiert die Abkehr von den Parteien als Konsequenz des postmaterialistischen Wertewandels in den westlichen Gesellschaften und damit verbunden dem gestiegenen Interesse der Bürger an politischer Selbstentfaltung (Inglehart 1977, 1990). Da die Parteien ihren Mitgliedern nur wenig Spielraum für zeitlich und thematisch begrenztes Engagement bieten würden, engagierten sich Bürger heutzutage lieber abseits der Parteien, beispielsweise in einer Bürgerinitiative oder durch die Teilnahme an einer Demonstration oder Unterschriftenkampagne. Mit ihrer schwerfälligen Organisationsform würden Parteien jedenfalls den gewandelten Partizipationsbedürfnissen in der Bevölkerung zunehmend weniger gerecht:

„Competing channels of representation began to open up, with the emergence of ‘alternative‘ organizations or movements that were seen to offer a more effective or satisfactory means of linking citizens to decision-making processes“ (Bartolini u. Mair 2000, S. 333).

Kommunalpolitik als Hoffnungsträger für politische Integration

Als Hoffnungsträger für die Integration parteienskeptischer Bevölkerungsschichten gelten die Kommunen (Vetter 2002, 2011, S. 26; Tausendpfund 2013) – und mit ihnen die Wählergemeinschaften. Umfragen weisen darauf hin, dass Bürger einen starken Einfluss auf kommunalpolitische Entscheidungsprozesse wahrnehmen und sich von den getroffenen Entscheidungen unmittelbar betroffen fühlen (Vetter 2011, S. 28–29), was die Hoffnung auf einen Spill-Over-Effekt nährt: Die Überzeugung, durch eigenes Handeln die Politik vor Ort mitgestalten zu können, stärkt nicht nur die Legitimität kommunalpolitischer Institutionen, sondern kann sich auch auf die überlokale politische Ebene übertragen (Vetter 2011, S. 31). In der Kommune, als Schule der Demokratie, wurden deshalb seit Beginn der 1990er Jahre kontinuierlich die Beteiligungsmöglichkeiten der Bürger ausgeweitet. So besteht mittlerweile in fast allen Bundesländern bei Kommunalwahlen die Möglichkeit, zu kumulieren und zu panaschieren (Kersting 2016, S. 97). Zudem wurden direktdemokratische und kooperative Elemente, wie die Direktwahl der Bürgermeister, Bürgerbegehren- und entscheide sowie Jugend- und Ausländerbeiräte, etabliert (Bogumil u. Holtkamp 2001; Wollmann 2002; Kersting 2002, S. 146–153, 2008; Egner 2017). Verfechter der Reformen argumentieren, dass damit auf den Wandel der Partizipationsbedürfnisse in der Bevölkerung reagiert wird und mehr Bürgerbeteiligung ein wirksames Mittel gegen die grassierende Parteiverdrossenheit darstellt (Bogumil 2001a, 2001b; Vetter 2006, S. 255–256). Kritiker sehen hingegen den ohnehin schon niedrigen Stellenwert von Kommunalwahlen und Parteien dadurch gefährdet (Naßmacher 1997, S. 460) und plädieren für eine Stärkung parteienzentrierter Modelle kommunaler Demokratie, indem das Demokratisierungspotenzial lokaler Parteiorganisationen gestärkt wird (D’Antonio 2015, S. 29-30). Die Empirie bestätigt zudem auch gegenwärtig den bereits in den 1970er Jahren erlangten Befund, dass unkonventionelle Formen politischer Partizipation vorwiegend von denjenigen in Anspruch genommen werden, die sich ohnehin konventionell beteiligen (Barnes u. Kaase 1979; Schäfer 2015, S. 172–176) – was Zweifel aufkommen lässt, ob die partizipatorische Lücke durch alternative Beteiligungsformen tatsächlich geschlossen werden kann.

Im Gegensatz zu Bürgerinitiativen oder politischen Bewegungen zielen Wählergemeinschaften auf die unmittelbare Beeinflussung der Politik vor Ort durch die Teilnahme an den Kommunalwahlen, weshalb sie zuweilen auch als „Rathausparteien“ bezeichnet werden (Naßmacher 1996). Aufgrund ihrer geographischen Selbstbeschränkung auf die kommunale Ebene sind sie allerdings keine Parteien im Sinne von §2 des deutschen Parteiengesetztes. In der Debatte stellen sie deshalb wohlmöglich aufgrund ihres Status als (formalrechtlich) parteifreier Akteur einen Kompromiss zwischen Reformbefürwortern- und -skeptikern dar. So sehen sie sich nicht genötigt, ihre politischen Ideen mit denen übergeordneter Parteiinstanzen in Einklang zu bringen, weshalb sie flexibel auf örtliche Problemlagen reagieren und von den Parteien vernachlässigte Themen aufgreifen können (Lehmbruch 1975, S. 5; Holtmann 2012). Damit bieten sie zudem Bürgern, die sich keiner bestimmten politischen Ideologie oder Partei verbunden fühlen, einen Anreiz zur Partizipation – als eine quasi in den Stadt- oder Gemeinderat hinein verlängerte Bürgerinitiative. Zudem profitieren sie wohlmöglich gerade aufgrund ihres Status als Nicht- oder gar Antipartei von einem Vertrauensvorschuss der Bürger, da sie sich als Alternative zu den Parteien präsentieren.

Das Sozialprofil von Wählergemeinschaften und Parteien im Vergleich

Inwieweit gelingt es den Wählergemeinschaften, bislang parteienferne Bevölkerungsschichten zu politischer Teilhabe zu bewegen? Tabelle 1 stellt das Sozialprofil von Wählergemeinschaften und Parteien dar und zeigt, wer sich tatsächlich engagiert:

Tabelle 1: Das Sozialprofil von Wählergemeinschaften und Parteien im Vergleich; Quelle: Angenendt 2017, S. 84. Eigene Berechnungen für Wählergemeinschaftsmitglieder (gewichtete Daten, n = 808); Daten für Parteimitglieder aus Klein 2011, S. 39-59. Alle Angaben in Prozent.2

Sowohl bei den Parteien als auch Wählergemeinschaften ist nur etwa jedes vierte Mitglied weiblich. In der Konsequenz kennzeichnen sich Wählergemeinschaften, ebenso wie Parteien, durch einen im Vergleich zur Bevölkerung geringeren Frauenanteil. Hinsichtlich der Altersstruktur zeigen sich Unterschiede mit Blick auf die verschiedenen Kohorten: Acht Prozent der Parteimitglieder sind 34 Jahre oder jünger. In den Wählergemeinschaften sind es weniger als fünf Prozent. Der Anteil der 35- bis 49-Jährigen gleicht sich weitgehend. Wählergemeinschaften kennzeichnen sich allerdings durch einen über 13 Prozentpunkte höheren Anteil an 50- bis 64-Jährigen, sodass knapp jedes zweite Mitglied in dieser Altersspanne liegt. Bei den Parteien ist es nur jedes dritte Mitglied. Parteimitglieder sind stattdessen häufiger älter als 65 Jahre. Im Resümee kennzeichnet Wählergemeinschaften eine vergleichsweise junge Mitgliederstruktur, nichtsdestotrotz weisen ihre Mitglieder, wie die der Parteien, ein im Vergleich zur Gesamtbevölkerung höheres Durchschnittsalter auf. Die Wählergemeinschafts- und Parteimitglieder kennzeichnen sich zudem durch ein ähnlich hohes Bildungsniveau, da mehr als jedes zweite Mitglied mindestens die Fachhochschulreife besitzt. Auch in Bezug auf die Schichtzugehörigkeit gleichen sich die Mitglieder weitgehend: Die allermeisten verorten sich in der Mittelschicht (jeweils über 90 Prozent), knapp die Hälfte sieht sich dabei in der mittleren Mittelschicht verortet. Der Vergleich der Berufsgruppenzugehörigkeit untermauert ebenfalls die Gemeinsamkeiten. Die Differenzen liegen hier bei maximal zwei Prozentpunkten, sodass von einer weitgehenden Übereinstimmung gesprochen werden kann. In der Gesamtbetrachtung dominieren schlussendlich die Gemeinsamkeiten im Sozialprofil von Wählergemeinschafts- und Parteimitgliedern.

Beitrittsmotive von Wählergemeinschafts- und Parteimitgliedern im Vergleich

Ähneln sich die Beitrittsmotive der Parteifreien und Parteimitglieder ebenfalls? Abbildung 1 gibt Auskunft über die verschiedenen Anreize, die die Mitglieder zum Beitritt motivieren. Die dargestellten Anreizbündel basieren auf dem in der Mitgliederforschung etablierten General-Incentives-Model (Whiteley et al. 1993; Whiteley/Seyd 1996).3

Abbildung 1: Beitrittsmotive von Wählergemeinschafts- und Parteimitgliedern im Vergleich; Quelle: Angenendt 2017, S. 86. Eigene Berechnung für Wählergemeinschaftsmitglieder (gewichtete Daten, n = 826); Bei-trittsmotive der Parteimitglieder aus Laux 2011, S. 65; alle Angaben jeweils Mittelwerte; Mehrfachantworten der Befragten möglich.

Augenfällig in Abbildung 1 ist die Ähnlichkeit der Beitrittsmotive zwischen den Mitgliedern. Kollektive politische Anreize stellen das wichtigste Beitrittsmotiv für Parteifreie und Parteimitglieder dar und erfassen das Interesse, durch den Beitritt den Einfluss der jeweiligen Organisation zu stärken, damit diese ihre politischen Forderungen verwirklichen kann. Als zweitwichtigstes Beitrittsmotiv nennen die Mitglieder beider Organisationsformen altruistische Anreize, also den Wunsch, einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie zu leisten. An dritter Stelle steht für die Mitglieder der Wählergemeinschaften das Interesse, die eigenen ideologischen Ziele durchzusetzen, Parteimitglieder nennen dieses an fünfter Stelle. Expressive Anreize messen den Wunsch, durch den Beitritt seine Sympathie gegenüber bestimmten Führungspersönlichkeiten oder der Partei bzw. Wählergemeinschaft im Allgemeinen zu bekunden. Diese Anreizstruktur wird von den Parteifreien an vierter, von den Parteimitgliedern an dritter Stelle genannt. Im direkten Vergleich besitzen expressive Anreize jedoch für die Mitglieder beider Organisationsformen den gleichen Stellenwert. Selektive, prozessbezogene Anreize werden von den Mitgliedern beider Organisationsformen an vierter Stelle genannt und erfassen den Nutzen, der durch das Engagement an sich generiert wird. Darunter fällt beispielsweise die Freude am Knüpfen neuer Kontakte und das Interesse an einem vertieften Verständnis politischer Zusammenhänge durch Gespräche mit anderen Mitgliedern. Normative Anreize umfassen den Einfluss von Familienmitgliedern oder Freunden auf die Beitrittsentscheidung und besitzen nur untergeordnete Relevanz. Sowohl Wählergemeinschafts- als auch Parteimitglieder nennen diesen Anreiz an vorletzter Stelle. Selektive, ergebnisbezogene Anreize werden zuletzt genannt, sie sind für den Beitritt also kaum relevant, wenngleich die Mitglieder der Wählergemeinschaften ein größeres Interesse als Parteimitglieder bekunden, durch ihren Beitritt berufliche Vorteile und ein Amt oder Mandat erlangen zu wollen. Ihr Engagement ist folglich stärker auf die Erreichung eines persönlichen Ziels ausgerichtet – beruflicher und/oder politischer Natur.4

Resümee

Wählergemeinschaften stellten lange Zeit den blinden Fleck politikwissenschaftlicher Forschung dar, über die vergangenen Jahrzehnte hinweg prägten lediglich einzelne Fallstudien den Forschungsstand. Eine erste umfassende Studie untersuchte in der Mitte des letzten Jahrzehnts die Faktoren ihrer Präsenz und ihres Erfolges sowie die Einstellungen ihrer Mitglieder zur Kommunalpolitik und den örtlichen Parteiorganisationen (u.a. Reiser et al. 2008b; Holtmann 2012). Auf Basis der zehn Jahre später durchgeführten Mitgliederstudie am Düsseldorfer Parteienforschungsinstitut PRuF wurden zusätzliche Kenntnisse über ihre Identität als parteifreie Akteure und ihre Mitgliederstruktur gewonnen (u.a. Angenendt 2015, 2017, 2018a; Walther u. Angenendt 2018a, 2018b). Der vorliegende Beitrag widmete sich anknüpfend der Frage, ob Wählergemeinschaften in Zeiten eines schwindenden gesellschaftlichen Rückhalts der Parteien und der ungleichen politischen Partizipation der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten eine Alternative zu den Parteien bilden. Empirisch wurde deshalb untersucht, ob sich Unterschiede im Sozialprofil sowie in den Beitrittsmotiven ihrer Mitglieder zeigen.

Frappierende Ähnlichkeit weisen die Wählergemeinschaften mit den Parteien in Bezug auf die Geschlechterverteilung, das Bildungsniveau sowie die Schicht- und Berufsgruppenzugehörigkeit ihrer Mitglieder auf. Leichte Unterschiede zeigen sich in der Altersstruktur: Die Wählergemeinschaften sind weniger stark von der Überalterung ihrer Mitglieder betroffen. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind damit sowohl in den Wählergemeinschaften als auch in den Parteien Männer, Hochgebildete, Angehörige höherer gesellschaftlicher Schichten und Berufsgruppen überproportional vertreten. Auch in ihren Beitrittsmotiven gleichen sich die Mitglieder beider Organisationsformen weitgehend: Das wichtigste Motiv bildet das Interesse an der Durchsetzung eigener politischer Vorstellungen, das unwichtigste Motiv bilden auf Politik oder Beruf bezogene Karriereambitionen. Statt aufgrund sozialen Drucks durch Familie oder Freunde einzutreten, prägt die Mitglieder beider Organisationsformen der Wunsch, durch das eigene Engagement einen Beitrag zur Demokratie zu leisten.

Abschließend ist zu konstatieren, dass sich Wählergemeinschaften zwar als partizipatorische Alternative zu den Parteien präsentieren, sie ihnen aber mehr ähneln als ihnen vielleicht genehm ist. Die weitgehenden Gemeinsamkeiten in der Analyse legen den Schluss nah, dass es den Wählergemeinschaften bislang nicht gelingt, parteienferne Bevölkerungsschichten in die Kommunalpolitik zu integrieren, weshalb allzu optimistische Erwartungen zu dämpfen sind. Die Ergebnisse stehen insofern in Einklang mit bisherigen Studien, denen zufolge die unteren gesellschaftlichen Schichten seltener am politischen Prozess partizipieren (u.a. Schäfer 2015). Letztendlich ist das Label ‘Parteifrei‘ allein nicht ausreichend, um den von der Politik abgewandten Bürgern ein attraktives Angebot zur politischen Partizipation zu unterbreiten.

Literatur:

Aars, Jacob; Ringkjøb, Hans-Erik (2005): Party Politicisation Reversed? Non-partisan Alternatives in Norwegian Local Politics. In: Scandinavian Political Studies 28 (2), S. 161–181.

Åberg, Martin; Ahlberger, Christer (2015): Local Candidate Lists. In: Party Politics 21 (5), S. 813–820.

Angenendt, Michael (2015): Non-Partisan Groups in German Local Politics. Between Populism and ‘Politics as Usual’? In: Review of Political Science (ВестникПермскогоуниверситета) (3), S. 126-141.

Angenendt, Michael (2017): Politik abseits der Parteien. Wer partizipiert warum in einer kommunalen Wählergemeinschaft? In: MIP – Mitteilungen des Instituts für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung23, S. 82-92.

Angenendt, Michael (2018a): Anti-Partyism in German Independent Local Lists. Empirical Insights from a Membership Study. In: German Politics27 (3), S. 401-423.

Angenendt, Michael (2018b): Parteienvertrauen in Deutschland 2017: Ausmaß und Determinanten. In: MIP. Mitteilungen des Instituts für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung 24, S. 106–111.

Barnes, Samuel H.; Kaase, Max (Hg.) (1979): Political Action. Mass Participation in Five Western Democracies. Berverly Hills: SAGE.

Bartolini, Stefano; Mair, Peter (2000): Challenges to Contemporary Political Parties. In: Larry Jay Diamond und Richard Günther (Hg.): Political Parties and Democracy. Baltimore: John Hopkins University Press, S. 327–342.

Biehl, Heiko (2004): Parteimitglieder neuen Typs? Sozialprofil und Bindungsmotive im Wandel. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 35 (4), S. 681–699.

Borchert, Jens (2003): Die Professionalisierung der Politik. Zur Notwendigkeit eines Ärgernisses. Frankfurt, New York: Campus.

van Biezen, Ingrid; Poguntke, Thomas (2014): The Decline of Membership-based Politics. In: Party Politics 20 (2), S. 205–216.

Bochel, Hugh; Denver, David (2008): Minor Parties and Independents in Times of Change: Scottish Local Elections 1974 to 2007. In:Local Government Studies 34 (5), S. 577–593.

Bogumil, Jörg (2001a): Im Spannungsfeld zwischen Parteienwettbewerb, Verhandlungszwängen und Ökonomisierung. Der Wandel kommunaler Entscheidungsprozesse am Beispiel Nordrhein-Westfalens. In: Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften 40 (2), S. 105–123.

Bogumil, Jörg (2001b): Modernisierung lokaler Politik. Kommunale Entscheidungsprozesse im Spannungsfeld zwischen Parteienwettbewerb, Verhandlungszwängen und Ökonomisierung. Baden-Baden: Nomos.

Bogumil, Jörg; Holtkamp, Lars (2001): Kommunale Verwaltungsmodernisierung und bürgerschafliches Engagement. In: Rolf G. Heinze und Thomas Olk (Hg.): Bürgerengagement in Deutschland. Bestandsaufnahme und Perspektiven. Opladen: Leske + Budrich, S. 549–567.

Boogers, Marcel; Voerman, Gerrit (2010): Independent Local Political Parties in the Netherlands. In: Local Government Studies 36 (1), S. 75–90.

Clark, Alistair (2004): The Continued Relevance of Local Parties in Representative Democracies. In: Politics24 (1), S. 35–45.

Copus, Colin; Clark, Alistair; Reynaert, Herwig; Steyvers, Kristof (2009): Minor Party and Independent Politics beyond the Mainstream. Fluctuating Fortunes but a Permanent Presence. In: Parliamentary Affairs 62 (1), S. 4–18.

D’Antonio, Oliver (2015): Zwischen Rathaus, Milieu und Netzwerk. Über die lokale Verankerung politischer Parteien. Wiesbaden: Springer VS.

Egner, Björn (2017): Aktuelle Reformen lokaler Politik. In: Markus Tausendpfund und Angelika Vetter (Hg.): Politische Einstellungen von Kommunalpolitikern im Vergleich. Wiesbaden: Springer VS, S. 151–178.

Gendźwiłł, Adam (2012): Independent Mayors and Local Lists in Large Polish Cities: Towards a Non-partisan Model of Local Government. In:Local Government Studies 38 (4), S. 501–518.

Göhlert, Stefan (2008): Wählergemeinschaften in Deutschland: eine Wahlstudie über Präsenz, Erfolge und Misserfolge im Licht von vier Kommunalwahlen. In: Marion Reiser, Adrienne Krappidel, Everhard Holtmann und Stefan Göhlert (Hg.): Parteifrei im Parteienstaat. Kommunale Wählergemeinschaften – Elektorale Verankerung und soziales Profil im Ost-West-Vergleich: SFB 580 Mitteilungen, Heft 25, S. 10–72.

Göhlert, Stefan; Holtmann, Everhard; Krappidel, Adrienne; Reiser, Marion (2008): Independet Local Lists in East and West Germany. In: Marion Reiser und Everhard Holtmann (Hg.): Farewell to the Party Model? Independent Local Lists in East and West European Countries. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 127–148.

Grundmann, Werner (1960): Die Rathausparteien. Göttingen: Schwartz Verlag.

Gunther, Richard; Montero, José R.; Linz, Juan J. (Hg.) (2002): Political Parties. Old Concepts and New Challenges. Oxford, New York: Oxford University Press.

Hans-Martin Haller (1979): Die Freien Wähler in der Kommunalpolitik. In: Helmut Köser (Hg.): Der Bürger in der Gemeinde. Kommunalpolitik und politische Bildung. Hamburg: Hoffmann und Campe, S. 335 – 368.

Hoffmann, Hanna (2011): Warum werden Bürger Mitglied einer Partei? In: Tim Spier, Ulrich Alemann, Hanna Hoffmann, Markus Klein, Annika Laux, Alexandra Nonnenmacher und Katharina Rohrbach (Hg.): Parteimitglieder in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 79–96.

Holtmann, Everhard (2008): “Parteifrei” aus Überzeugung und aus Verlegenheit. Einleitende Bemerkungen zu Präsenz und Profil Kommunaler Wählergemeinschaften in Deutschland. In: Marion Reiser, Adrienne Krappidel, Everhard Holtmann und Stefan Göhlert (Hg.): Parteifrei im Parteienstaat. Kommunale Wählergemeinschaften – Elektorale Verankerung und soziales Profil im Ost-West-Vergleich: SFB 580 Mitteilungen, Heft 25, S. 6–9.

Holtmann, Everhard (2012): Parteifrei im Parteienstaat – Kommunale Wählergemeinschaften in der politischen Landschaft der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bestandsaufnahme. In: Martin Morlok, Thomas Poguntke, und Jens Walther (Hg.):Politik an den Parteien vorbei. Freie Wähler und Kommunale Wählergemeinschaften als Alternative. Baden-Baden: Nomos, S. 25-50.

Holtmann, Everhard; Khachatryan, Kristine; Krappidel, Adrienne; Plassa, Rebecca; Rademacher, Christian; Runberger, Maik (2012): “Die Anderen” – Parteifreie Akteure in der lokalen Risikogesellschaft. In: Heinrich Best und Everhard Holtmann (Hg.): Aufbruch der entsicherten Gesellschaft. Deutschland nach der Wiedervereinigung. Frankfurt, New York: Campus, S. 150–171.

Inglehart, Ronald (1977): The Silent Revolution. Changing Values and Political Styles among Western Publics. Princeton, New Jersey: Princeton University Press.

Inglehart, Ronald (1990): Culture Shift in Advanced Industrial Society. Princeton, New York: Princeton University Press.

Kaack, Heino (1972): Parteien und Wählergemeinschaften auf kommunaler Ebene. In: Heinz Rausch und Theo Stammen (Hg.): Aspekte und Probleme der Kommunalpolitik. München: Verlag Ernst Vögel, S. 135–150.

Kersting, Norbert (2002): Die Zukunft der Parteien in der Lokalpolitik. In: Jörg Bogumil (Hg.): Kommunale Entscheidungsprozesse im Wandel. Theoretische und empirische Analysen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 139–162.

Kersting, Norbert (Hg.) (2008): Politische Beteiligung. Einführung in dialogorientierte Instrumente politischer und gesellschaftlicher Partizipation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Kersting, Norbert (2016): Urbane Innovationen. Wiesbaden: Springer VS.

Klein, Markus (2011): Wie sind die Parteien gesellschaftlich verwurzelt? In: Tim Spier, Ulrich Alemann, Hanna Hoffmann, Markus Klein, Annika Laux, Alexandra Nonnenmacher und Katharina Rohrbach (Hg.): Parteimitglieder in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 39–59.

Krappidel, Adrienne (2016): Verhalten rechtsextremer und demokratischer Kommunalpolitiker. Wiesbaden: Springer VS.

Laux, Annika (2011): Was motiviert Parteimitglieder zum Beitritt? In: Tim Spier, Ulrich Alemann, Hanna Hoffmann, Markus Klein, Annika Laux, Alexandra Nonnenmacher und Katharina Rohrbach (Hg.): Parteimitglieder in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 61–78.

Lehmbruch, Gerhard. 1975. Der Januskopf der Ortsparteien. Kommunalpolitik und das lokale Parteiensystem. Der Bürger im Staat 25: 3–8.

Luckmann, Benita (1970): Politik in einer deutschen Kleinstadt. Stuttgart: Enke Verlag.

Lütjen, Torben (2012): Jenseits der Parteilichkeit? Zum Anspruch der Freien Wähler auf Ideologiefreiheit. In: Martin Morlok, Thomas Poguntke und Jens Walther (Hg.): Politik an den Parteien vorbei. Freie Wähler und Kommunale Wählergemeinschaften als Alternative. Baden-Baden: Nomos, S. 157–172.

Merkel, Wolfgang (2015): Schluss: Ist die Krise der Demokratie eine Erfindung? In: Wolfgang Merkel (Hg.): Demokratie und Krise. Wiesbaden: Springer VS, S. 473–498.

Merkel, Wolfgang; Petring, Alexander (2012): Politische Partizipation und demokratische Inklusion. In: Tobias Mörschel und Christian Krell (Hg.): Demokratie in Deutschland. Zustand – Herausforderungen – Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS, S. 93–119.

Möller, Thomas (1985): Die kommunalen Wählergemeinschaften in der Bundesrepublik Deutschland. München: Minerva.

Naßmacher, Hiltrud (1996): Die Rathausparteien. In: Oskar Niedermayer (Hg.): Intermediäre Strukturen in Ostdeutschland. Opladen: Leske + Budrich, S. 173–191.

Naßmacher, Hiltrud (1997): Keine Erneuerung der Demokratie „von unten“. Zur Bedeutung direktdemokratischer Beteiligungsverfahren. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 28 (3), S. 445–460.

Nolte, Paul (2011): Von der repräsentativen zur multiplen Demokratie. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (1-2), S. 5–12.

Poguntke, Thomas (1996): Anti-Party Sentiment – Conceptual Thoughts and Empirical Evidence: Explorations into a Minefield. In: European Journal of Political Research29 (3), S. 319-344.

Poguntke, Thomas (2014): Towards a New Party System: The Vanishing Hold of the Catch-all Parties in Germany. In: Party Politics20 (6), S. 950-963.

Reiser, Marion (2012): Kommunale Wählergemeinschaften – Deutsche Besonderheit oder gesamteuropäisches Phänomen? In: Martin Morlok, Thomas Poguntke und Jens Walther (Hg.): Politik an den Parteien vorbei. Freie Wähler und Kommunale Wählergemeinschaften als Alternative. Baden-Baden: Nomos, S. 73–94.

Reiser, Marion; Rademacher, Christian; Jaeck, Tobias (2008a): Präsenz und Erfolg Kommunaler Wählergemeinschaften im Bundesländervergleich. In: Angelika Vetter (Hg.): Erfolgsbedingungen lokaler Bürgerbeteiligung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 123–148.

Reiser, Marion; Krappidel, Adrienne; Holtmann, Everhard; Göhlert, Stefan (Hg.) (2008b): Parteifrei im Parteienstaat. Kommunale Wählergemeinschaften – Elektorale Verankerung und soziales Profil im Ost-West-Vergleich: SFB 580 Mitteilungen, Heft 25.

Reiser, Marion; Holtmann, Everhard (2009): Alter und neuer Lokalismus – Zu Rolle und Bedeutung parteifreier kommunaler Wählergemeinschaften in Deutschland. In: Gesine Foljanty-Jost (Hg.): Kommunalreform in Deutschland und Japan. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 189–219.

Rüdiger, Vera (1966): Die kommunalen Wählergemeinschaften in Hessen. Meisenheim am Glan: Anton Hain.

Schäfer, Armin (2010): Die Folgen sozialer Ungleicheit für die Demokratie in Westeuropa. In: Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft 4 (1), S. 131–156.

Schäfer, Armin (2015): Der Verlust politischer Gleichheit. Warum die sinkende Wahlbeteiligung der Demokratie schadet. Frankfurt, New York: Campus.

Schultze, Rainer-Olaf; Grasnick, Jan (2009): Die bayerische Landtagswahl vom 28. September 2008: Betriebsunfall oder Ende eines Mythos? In: Zeitschrift für Parlamentsfragen (1), S. 34–55.

Spier, Tim; Alemann, Ulrich; Hoffmann, Hanna; Klein, Markus; Laux, Annika; Nonnenmacher, Alexandra; Rohrbach, Katharina (Hg.) (2011): Parteimitglieder in Deutschland. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Stockinger, Hans-Gerhard (1975): Die kommunalen Wählervereinigungen in Bayern. Würzburg: Hochschulschrift Universität Würzburg.

Süddeutsche Zeitung Online (2018): Rechtspopulisten ziehen in 30 Stadträte ein. Online verfügbar unter http://www.sueddeutsche.de/politik/niederlande-rechtspopulisten-kommunalwahlen-1.3916978, zuletzt geprüft am 09.11.2018.

Tausendpfund, Markus (2013): Gemeinden als Rettungsanker der EU? Individuelle und kontextuelle Faktoren der Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zur Europäischen Union. Baden-Baden: Nomos

Tronconi, Filippo (2015): Beppe Grillo’s Five Star Movement. Organisation, Communication and Ideology. London: Routledge.

Vetter, Angelika (2002): Local Political Competence in Europe: A Resource of Legitimacy for Higher Levels of Government? In: International Journal of Public Opinion Research 14 (1), S. 3–18.

Vetter, Angelika (2006): Modernizing German Local Government: Bringing the People Back in? In: Vincent Hoffmann-Martinot und Hellmut Wollmann (Hg.): State and Local Government Reforms in France and Germany. Divergence and Convergence. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 253–268.

Vetter, Angelika (2011): Lokale Politik als Rettungsanker der Demokratie? In: APuZ (7), S. 25–32.

Walther, Jens; Angenendt, Michael (2018a): Freie Wähler zwischen Partei und Wählergemeinschaft. Mitglieder, Identität und Organisation. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 49 (2), S. 325-345.

Walther, Jens; Angenendt, Michael (2018b): Freie Wähler. In: Uwe Andersen, Jörg Bogumil, Stefan Marschall und Wichard Woyke (Hg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. 8. Auflage. Wiesbaden: Springer VS, i.E.

Whiteley, Paul F.; Seyd, Patrick; Richardson, Jeremy; Bissell; Paul (1993): Explaining Party Activism: The Case of the British Conservative Party. In: British Journal of Political Science 24, S. 79–94.

Whitely, Paul F.; Seyd, Patrick (1996): Rationality and Party Activism: Encompassing Tests of Alternative Models of Political Participation. In: European Journal of Political Research 29, S. 215–234.

Wiesendahl, Elmar (2012): Unpopulär aus Tradition. Parteienverachtung in Deutschland und die Folgen. In: Stephan Braun und Alexander Geisler (Hg.): Die verstimmte Demokratie. Moderne Volksherrschaft zwischen Aufbruch und Frustration. Wiesbaden: Springer VS, S. 79–91.

Wiesendahl, Elmar (2013): Restlaufzeiten der Parteiendemokratie. In: Oskar Niedermayer, Benjamin Höhne und Uwe Jun (Hg.): Abkehr von den Parteien? Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 9–42.

Wollmann, Hellmut (2002): Die Entwicklung der politischen Partizipationsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene. In: Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ Deutscher Bundestag (Hg.): Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 101–119.

Zitationshinweis:

Angenendt, Michael (2018): Kommunalpolitik abseits der Parteien? Sozialprofil und Beitrittsmotive von Wählergemeinschafts- und Parteimitgliedern im Vergleich, Forschungspapier, Erschienen auf: regierungsforschung.de. Online Verfügbar: https://regierungsforschung.de/kommunalpolitik-abseits-der-parteien/

  1. Die Studie wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert (DFG Nr.: PO 370/10-1) und war am Düsseldorfer Parteienforschungsinstitut PRuF angesiedelt. Das Projekt wurde geleitet von Prof. Dr. Thomas Poguntke. []
  2. Es ist zu beachten, dass die beiden Umfragen zeitversetzt durchgeführt wurden. Die Parteimitgliederstudie PAMIS im Jahr 2009, die Wählergemeinschaftsstudie zwischen 2015 und 2016. Da für die deutschen Parteimitglieder derzeit keine aktuelleren Daten verfügbar sind, muss dieses Manko in Kauf genommen werden. []
  3. Eine detaillierte Beschreibung der Indikatoren findet sich für die Parteimitgliederstudie PAMIS bei Laux (2011, S. 63). Die Indikatoren wurden ebenfalls, in teils leicht abgeänderter Form, für die Wählergemeinschaftsstudie verwendet. Die entsprechenden Frageformulierungen finden sich bei Angenendt (2017, S. 88). []
  4. Der geringe Stellenwert dieses Beitrittsmotivs mag in Teilen auf einem sozialen Erwünschtheitseffekt basieren, da Politik als Beruf in der Öffentlichkeit eher negativ besetzt ist und Politiker sich von ideellen statt karrierebezogenen Motiven leiten lassen sollen (Borchert 2003, S. 164-166). []

Teile diesen Inhalt:

Artikel kommentieren

* Pflichtfeld