Die demonstrative Absage

NorbertLammertFreizügig, gerne wiewohl kursorisch vermag in vielerlei politischen Debatten über die Unabhängigkeit der Wissenschaft fabuliert, diese prätentiös angemahnt und emotional protegiert werden.

In der Realität ist es mit dieser — scheinbar selbstverständlichen Ehrung — der Wissenschaftlichkeit und ihrer formalen, gleichsam normativ konstituierenden Maßstäbe nicht allzu weit her, wie vielerlei „politische“ Plagiatsfälle (z.B. Chatzimarkakis, Koch-Mehrin, Guttenberg, Schavan) verdeutlicht haben.

Verwundert ist man an dieser Stelle über die Absage von Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert an die Universität Düsseldorf. Lammert war als Hauptredner für die Jubiläumsfeier zum 50 jährigen Bestehen der Universität vorgesehen, sagte nun jedoch aufgrund deren Vorgehensweise in der Causa Schavan ab. In einem öffentlich gewordenen Schreiben begründet der Bundestagspräsident seine Abstinenz mit der „demonstrative[n] Auszeichnung“ von Dekan Bruno Bleckmann und Prodekan Stefan Rohrbacher, die Schavans Dissertation geprüft respektive ihr den Doktor phil. entzogen hatten und nunmehr die Universitätsmedaille in Empfang nehmen durften, „da sie die Freiheit zur Kritik fehlerhafter wissenschaftlicher Arbeiten in einem Fall großer öffentlicher Einflussnahme mutig verteidigt haben.“

Vor dem Hintergrund der viel beschworenen „Autonomie der Universitäten“ ist diese Absage — und die dahinterstehende Begründung — Norbert Lammerts mehr als  verwunderlich und verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig und richtig eine weiterführende Debatte über das Verhältnis der Wissenschaft, ihrer (wissenschaftlichen) Standards zur einen und deren öffentlich-politischer Rezeption und Instrumentalisierung zur anderen Seite wäre (auch das Gebaren der mit Bundesgeldern finanzierten Wissenschaftsorganisationen, an dieser Stelle unerwähnt, wäre gewiss mehr als nur eine kritische Überprüfung wert!).

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