Prof. Dr. Ulrich von Alemann: Nordrhein-Westfalen – Ein Land blickt nach vorn

Ulrich von Alemann: Nordrhein-Westfalen - Ein Land blickt nach vornDas Buch ist eine Landeskunde, die auf qualitativ hochwertigem Niveau, unterhaltsam daherkommt. Ulrich von Alemann hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen über die Politik in NRW vorgelegt.

Das spürt man. Denn mit großer Leichtigkeit liefert er viel für die Leser. Fünf Gründe sprechen laut Karl-Rudolf Korte besonders für die Lektüre des Buches.

Ulrich von Alemann: Nordrhein-Westfalen – Ein Land blickt nach vorn

Kohlhammer Verlag bei der Landeszentrale für politische Bildung NRW, Stuttgart 2016, 255 S., ISBN: 978-3170241916, 26,00 Euro

Autor

Karl-Rudolf KorteKarl‐Rudolf Korte ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg‐Essen und Direktor der NRW School of Governance an der Universität Duisburg‐Essen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Regierungs‐, Parteien‐ und Wahlforschung.

 

Das Buch ist eine Landeskunde, die auf qualitativ hochwertigem Niveau, unterhaltsam daher-kommt. Ulrich von Alemann hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen über die Politik in NRW vorgelegt. Das spürt man. Denn mit großer Leichtigkeit liefert er viel für die Leser. Fünf Gründe sprechen besonders für die Lektüre des Buches:

1. Das Buch ersetzt eine NRW Enzyklopädie

Sehr viele Details – von der Anzahl der Döner-Buden bis zur Stahlproduktion – sind in den 15 Ka-piteln klug zusammengetragen und anschaulich illustriert. Einen Überblick über die Landespolitik in der Ministerpräsidenten-Demokratie ist schwerlich zu bekommen. Viele Zeitungen, zahlreiche regionale Radiostationen und Lokalzeiten des WDR wären hier täglich notwendig, um einen Ge-samtblick zu bekommen. Alemann gibt strukturierte Hinweise über Institutionen und Akteure, die zusammenwirken müssen. Der Rückblick zeigt den Aufstieg für NRW in den zurückliegenden 70 Jahren im Konzert der Bundesländer.

2. Das Buch enthält Gestaltungswissen

Das politische Entscheiden ist komplexer, zeitintensiver, schneller, risikoreicher geworden. Das erkennt man auch an Vielzahl der Akteure, die im Land mitgestalten wollen oder sollen. Der Autor beschreibt anschaulich den Wandel von Government zu Governance, ohne zu vermitteln, dass es auch ohne eine Regierung weitergehen könnte. Politisch in der Risikomoderne zu gestalten, ist für jeden Akteur sehr schwer. Das spürt man, wenn man die Kapitel durchstöbert, denn wer am Ende was und wann zu steuern hat, um Probleme legitimiert zu lösen, wird immer unüberschaubarer.

3. Das Buch dokumentiert den Bedeutungsverlust von NRW

Politische Erdbeben gingen zumeist von NRW aus! Bonn und Berlin blieben nie unbeeindruckt von Düsseldorf. Die schiere Größe bleibt ein immerwährendes Machtpotential. Aber auch qualita-tiv war Düsseldorf oft Vorreiter: neue Koalitionsmuster, veränderte Lagerlogiken, innovative Re-gierungsformate, moderne Wahlkampfstrategien. Das alles ist heute relativiert, was im Buch auch eine Rolle spielt. Selbstverständlich relativieren Governance und europäische Integration den autonomen Handlungsspielraum jedes Bundeslandes. Aber vor allem der Wechsel von Bonn nach Berlin hatte dramatische Folgen. Die geographische Distanz wurde zum politischen Abstand. In der NRW Landesvertretung in Bonn wurde Zeitgeschichte geschrieben, was von Alemann wieder-holt illustriert. Das ist längst vorbei. Weder im Berliner Spitzenpersonal noch im Ideenwettbe-werb des Bundesrates spielt NRW eine dem Land angemessene Rolle. Das Land bleibt unter sei-nen Möglichkeiten, was gut dokumentiert ist.

4. Das Buch ist ein Beitrag zur Demokratieentwicklung

NRW ist Werkstatt der Demokratie, weil hier Vielfalt gelebt wird. Keine Geschichte der letzten 70 Jahre kommt ohne den Hinweis aus, dass Heterogenität ein Identitätskennzeichen von NRW sei. Doch daraus könnte man auch ein Qualitäts-Kriterium machen. Zwar existieren Parallelwelten, auch Alltagsextremismus in einigen Kommunen. Dennoch: Vielfalt könnte ein Sicherheitsgarant werden. Nur wer Vielfalt kennt, bleibt globalisierungsfit. Die Art der Vielfalt und die Größenord-nung der Vielfalt sollte in Parlamenten verhandelt werden. Das Buch kann so für die Demokratie missionieren, wenn man den Schatz der Vielfalt versucht zu heben.

5. Das Buch ist ein Anti-Resignations Beitrag

Das Buch ist ein echter „Alemann“: meinungsstark-pointiert, vielseitig interessiert, humorvoll-persönlich. Aber vor allem ist es zukunftsoptimistisch. Ein Angst-Nehmer! Es ist ein Plädoyer ent-lang politischen, kulturellen und ökonomischen Rahmendaten, das NRW Potential zu nutzen. Jede zukunftsängstliche Empörungsbewegung sollte sich mit dieser Pflichtlektüre auseinandersetzen.

Zitationshinweis

Korte, Karl-Rudolf (2016): Ulrich von Alemann, Nordrhein-Westfalen – Ein Land blickt nach vorn, Rezension, Erschienen auf: regierungsforschung.de, Online verfügbar unter: https://regierungsforschung.de/prof-dr-ulrich-von-alemann-nordrhein-westfalen-ein-land-blickt-nach-vorn/

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