Thorsten Faas, Oscar W. Gabriel, Jürgen Maier (Hrsg.): Politikwissenschaftliche Einstellungs- und Verhaltensforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium

„Wichtiges Kompendium zur Vermessung des Bürgers.“ So umschreibt Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte von der NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen das neue Handbuch zur Einstellung- und Verhaltensforschung von Thorsten Faas, Oscar W. Gabriel und Jürgen Maier. Das Handbuch schließt eine wichtige Lücke und ermöglicht einen orientierenden Überblick des Forschungsstandes.

Handbücher haben ihren bleibenden Wert. Sie stellen ein Kompendium als systematischen Überblick über Teilgebiete des Faches dar. Gute Überblicksvorlesungen leisten sowas heute noch, werden aber in der Regel nur noch selten angeboten. Es dominieren Teilausschnitte, Sub-Bereiche und Kleinst-Vertiefungen. Auch das Internet bietet keinen ausreichenden Ersatz, wenn man zügig und sachkundig einen orientierenden Überblick erhalten möchte. Handbücher sind eine Alternative, schnell fündig zu werden. Dazu sind präzise gegliederte Inhaltsverzeichnisse ebenso hilfreich, wie ein Sachregister, dass einer klugen Auswahl folgt.

Thorsten Faas, Oscar W. Gabriel, Jürgen Maier (Hrsg.):  Politikwissenschaftliche Einstellungs- und Verhaltensforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium

Nomos Verlag, Baden-Baden, 718 Seiten, ISBN: 978-3-8487-2175-7, 98 Euro

Autor

Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen und Direktor der NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Regierungs-, Parteien- und Wahlforschung.

 

 

Handbücher haben ihren bleibenden Wert. Sie stellen ein Kompendium als systematischen Überblick über Teilgebiete des Faches dar. Gute Überblicksvorlesungen leisten sowas heute noch, werden aber in der Regel nur noch selten angeboten. Es dominieren Teilausschnitte, Sub-Bereiche und Kleinst-Vertiefungen. Auch das Internet bietet keinen ausreichenden Ersatz, wenn man zügig und sachkundig einen orientierenden Überblick erhalten möchte. Handbücher sind eine Alternative, schnell fündig zu werden. Dazu sind präzise gegliederte Inhaltsverzeichnisse ebenso hilfreich, wie ein Sachregister, dass einer klugen Auswahl folgt. Bis auf den letzten Sachverhalt, treffen alle Herausforderungen auf das von den Politikwissenschaftlern Thorsten Faas, Oscar W. Gabriel und Jürgen Maier vorgelegte Buch zu. Das Sachregister enthält allerlei Begriffe, wie „Diskussion“ oder „Aufmerksamkeit“, nach denen vermutlich die wenigsten Leser des Buches suchen würden, zumal beide Begriffe mit einer Vielzahl von Belegstellen aufgelistet sind. Aber das sind marginale Kritikpunkte an einem sehr guten Handbuch, das Forschungslücken problemorientiert und differenziert füllt. Nach Jahren der Ankündigung durch den Verlag ist es am Ende doch erschienen.

Fünf Großkapitel leiten die Herausgeber: Politische Kommunikation, Politische Einstellungen, Politische Partizipation, Wählerverhalten und Methoden. Insgesamt sind eine Überblickseinführung und 30 Beiträge veröffentlicht. Darin wird der Forschungsstand entwickelt und mit der Systematik des Buches verzahnt.

Mein Wunsch wäre gewesen, noch mehr über Heuristiken und Emotionen zu erfahren. Denn mit dem Wandel der Einstellungsforschung hin den Mustern der Informationsverarbeitung stellen sich diese Themen mit neuer Dringlichkeit. Wenn weniger die Gruppe bzw. die soziale Lage für die Ausprägung von Einstellungen wichtig bleibt, dann rückt der Blick auf die Formen unserer medialen Verdichtung und die dahinterliegenden Muster der Verarbeitung bzw. Weitergabe von Fakten, Meinungen, Infos und Verschwörungsfloskeln. Was folgt im Zeitalter der Frühdigitalisierung daraus für unsere Einstellungen und das Verhalten? Da sind wir noch am Anfang, wie einzelne Teilinformationen in den Beiträgen als Summe für den Leser ergeben. Hier bleibt ein großes Feld für Nachwuchswissenschaftler. Denn die kommunikative Konstellation ist seit einigen Jahren komplett neu. Das hat handfeste Auswirkungen auf qualitativ verlässliche Demoskopie sowie auf konkretes Wahlverhalten. Mithin ändert sich durch neues Wahlverhalten auch die Qualität unserer Demokratie, denn sie ist immer auch von der Qualität der Öffentlichkeit abhängig. Diese Zusammenhänge muss man sich beim Lesen mehrerer Aufsätze selber erarbeiten.

Das Handbuch schließt eine wichtige Lücke. Wenn man die bereits vorliegenden Handbücher „Wahlforschung“ und „Regierungsforschung“ ergänzt, kann man substanziell ermessen, wie sich das Bürgerbewusstsein in Deutschland ausdrückt, was es als Markenkern umfasst und wie sich Möglichkeiten für die Demokratie daraus ableiten lassen.

Zitationshinweis:

Korte, Karl-Rudolf (2020): Thorsten Faas, Oscar W. Gabriel, Jürgen Maier (Hrsg.): Politikwissenschaftliche Einstellungs- und Verhaltensforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium, Rezension, Erschienen auf: regierungsforschung.de. Online Verfügbar: https://regierungsforschung.de/thorsten-faas-oscar-w-gabriel-juergen-maier-hrsg-politikwissenschaftliche-einstellungs-und-verhaltensforschung-handbuch-fuer-wissenschaft-und-studium/

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