Nachhaltigkeit verankern


Nachhaltigkeit spielt nicht nur in der Gesellschaft und der Politik eine Rolle. Neben der Forschung zu diesen Themen können Forschungsinstitute auch einen praktischen Beitrag zur nachhaltigen Transformation leisten, indem sie nachhaltig handeln. Thomas Adisorn, Lena Tholen, Amelie Straßen und Thomas Orbach vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie (WI) zeigen am Beispiel des WI wie ein solches Nachhaltigkeitsmanagement aussehen kann.

Transformations- und Nachhaltigkeitsforschung sind der Kernauftrag des Wuppertal Instituts und das auf allen Ebenen: lokal, national, EU-weit und international. Dafür entwickelt das Institut seit 1991 konkrete Lösungen für gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Herausforderungen, damit die Menschen zukünftig in ökologisch und wirtschaftlich verträglichen und gerechteren Gesellschaften leben können. Mit dieser Forschung inspiriert es Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und die Gesellschaft als Ganzes, zeigt auf, wo es notwendig ist, Bestehendes zu transformieren und wie Zukunft gestaltet werden kann.

Nachhaltigkeit verankern

Einblicke in das Nachhaltigkeitsmanagement des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

Autorinnen und Autoren

Thomas Adisorn arbeitet seit 2015 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wuppertal Institut. In 2022 wurde er zum Nachhaltigkeitsbeauftragen berufen.

Lena Tholen wissenschaftliche Mitarbeiterin und arbeitet seit 2008 am Wuppertal Institut. In 2022 wurde sie zur Nachhaltigkeitsbeauftragen berufen.

Als wissenschaftliche Hilfskraft am Wuppertal Institut unterstützt Amelie Straßen die Arbeit der Nachhaltigkeitsbeauftragen.

Thomas Orbach leitet die Abteilung Information und Kommunikation des Wuppertal Institut. Bis 2022 hat er das Nachhaltigkeitsmanagement federführend betreut.

1. Nachhaltigkeitsforschung des Wuppertal Instituts

Transformations- und Nachhaltigkeitsforschung sind der Kernauftrag des Wuppertal Instituts und das auf allen Ebenen: lokal, national, EU-weit und international. Dafür entwickelt das Institut seit 1991 konkrete Lösungen für gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Herausforderungen, damit die Menschen zukünftig in ökologisch und wirtschaftlich verträglichen und gerechteren Gesellschaften leben können. Mit dieser Forschung inspiriert es Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und die Gesellschaft als Ganzes, zeigt auf, wo es notwendig ist, Bestehendes zu transformieren und wie Zukunft gestaltet werden kann.

Das Institut hat seinen Hauptsitz in Wuppertal, ein Büro in Berlin verstärkt als Außenstelle die wissenschaftliche Arbeit in der Bundeshauptstadt. Insgesamt beschäftigt das Institut über 250 Mitarbeitende. Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) ist Gesellschafter der gemeinnützigen GmbH, die im Verantwortungsbereich des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen angesiedelt ist (Wuppertal Institut 2023: 8).

Im Fokus der Arbeiten steht die Gestaltung von Transformationsprozessen hin zu einer klimagerechten und ressourcenleichten Welt. Übergeordnetes Ziel der Institutsarbeit ist es, einen Beitrag zur Einhaltung der planetaren Grenzen zu leisten. Dieses Ziel konkretisiert sich im Leitbild einer „treibhausgasneutralen ressourcenleichten Gesellschaft“ bis zum Jahr 2050. Für seine Forschungsarbeiten organisiert sich das Institut in 15 Forschungsbereichen innerhalb von vier Abteilungen. Weitere Mitarbeitende aus den Abteilungen „Information und Kommunikation“ sowie „Administration“ unterstützen die wissenschaftliche Arbeit tatkräftig.

Das Wuppertal Institut erhält eine institutionelle Förderung vom Land NRW. Diese wird durch projektbezogene Förderungen und Aufträge ergänzt, die etwa drei Viertel des Forschungsbudgets ausmachen. Das Institut betreut knapp 200 Drittmittelprojekte pro Jahr (2021: 193 Projekte, 2022: 184 Projekte). Hierdurch zeigt sich auch, dass die Arbeiten des Instituts insgesamt sehr gut angenommen werden. Forschungsbeziehungen unterhält das Institut in 70 Ländern, es werden jährlich 200 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht, 40 eigene Vorlesungen gehalten und pro Jahr rund 500 Vorträge für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gehalten (Wuppertal Institut 2023: 9). Mit der Spezialisierung auf die Transformationsforschung prägt das Institut nicht nur den wissenschaftlichen Diskurs entscheidend mit, sondern trägt durch seine Forschung auch zu einer realen Umsetzung bei: Wir bleiben nicht im Elfenbeinturm, sondern tragen Nachhaltigkeitsthemen in die Gesellschaft und entwickeln Lösungsbeiträge von vornherein gemeinsam mit den Akteur*innen aus der Praxis. Dieser Ansatz macht die Arbeit des Instituts so besonders und mitunter sogar einzigartig.

2. Genese des Nachhaltigkeitsmanagements am Wuppertal Institut

Es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit: Wer Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu Fragen einer nachhaltigen Entwicklung berät, sollte beim eigenen Geschäftsbetrieb mit gutem Beispiel vorangehen. Daher sind Klimaschutz und Ressourceneffizienz seit der Gründung des Instituts wichtige Orientierungspunkte der Institutsentwicklung. Während das Nachhaltigkeitsmanagement in den Aufbaujahren des Instituts noch eher informeller Natur war, ist es seit 2010 systematisch in der Institutsstruktur verankert und wird von den Nachhaltigkeitsbeauftragten vorangetrieben. Im Jahr 2022 wurde das Nachhaltigkeitsmanagement gestärkt und mit eigenem Stundenkontingent und eigenem Budget ausgestattet.

Ein wichtiger Meilenstein zur Verankerung nachhaltigen Handelns am Institut war der 1998 bezogene Anbau, der nach dem damalig höchsten Effizienzstandard für Bürogebäude errichtet wurde. Sein Dach schmückt eine Solaranlage, die – kombiniert mit effizienter Beleuchtung – über ein Mitarbeiter*innen-Einsparcontracting finanziert wurde. Hierbei haben die Mitarbeitenden eine Photovoltaikanlage finanziert und die Mehrkosten für eine effiziente Beleuchtung übernommen. Als Rückzahlung erhielten sie die eingesparten Stromkosten der effizienten Beleuchtung und die Einspeisevergütung der Photovoltaikanlage.

Im Jahr 2010 ging aus dem Institutstag hervor, dass das „Nachhaltigkeitsmanagement“ ein „Schlüsselthema“ für die Institutsentwicklung werden soll. 2015 wurde die Immobilie „Döppersberg 17–19“ durch die „Immobilienentwicklungsgesellschaft Nachhaltiges Wuppertal mbH & Co. KG“ gekauft. Die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Gebäude im Sinne der Ziele des Wuppertal Instituts weiterzuentwickeln. Dadurch werden weitreichende Maßnahmen im Gebäudebereich möglich. Unter dem in der Forschung als Investor-Nutzer- oder Vermieter-Mieter-Problem ist bekannt, dass die Umsetzung von Gebäudeeffizienzmaßnahmen dadurch erschwert werden, dass Investitionen von Investor*innen / Vermieter*innen getätigt werden müssen, während die Vorteile (z. B. geringere Energiekosten, höherer Komfort) den Nutzer*innen / Mieter*innen zuteilwerden (Thomas et al. 2022). Dadurch, dass sich die Ziele des Instituts mit denen der Immobilienentwicklungsgesellschaft decken, kann dieses Problem besser adressiert werden. Beispielsweise konnte die Immobilienentwicklungsgesellschaft die Installation einer weiteren Photovoltaikanlage auf dem Dach der Institutsaula realisieren. Während erste Anfragen an die Denkmalschutzbehörde noch negativ beschieden wurden, konnte eine 16 kWp-Anlagen im Jahr 2022 in Betrieb genommen werden. Zur besseren optischen Integration wurden rein schwarze Module in schwarzen Rahmen verbaut, sodass sich die Solaranlage kaum von der Dachfläche abhebt. Im September 2023 erhielt die Eigentümerin die Genehmigung, auch die Westseite des Daches mit Solarpanels zu belegen. Zukünftig ist so mit einer weiteren Reduktion der Treibhausgasemissionen zu rechnen.

Parallel zu den Entwicklungen am Gebäude wurde der erste vollständige Nachhaltigkeitsbericht nach Maßgabe der Global Reporting Initiative 2016 veröffentlicht. Weitere Berichte wurden und werden in regelmäßigen Abständen erstellt. Die jüngste Version wurde 2023 als ressourcensparende Online-Version (Wuppertal Institut 2023) veröffentlicht.

3. Aktuelle Arbeitsbereiche und Aktivitäten

Aktuell hat das Nachhaltigkeitsmanagement seine Aktivitäten in fünf übergeordnete Bereiche strukturiert:

  • Institutionelle Verankerung beinhaltet vor allem interne Aktivitäten wie z. B. das Onboarding neuer Mitarbeiter*innen, um für einen nachhaltigen Büroalltag zu sensibilisieren;
  • Strategieplanung meint die strategische Gestaltung des Nachhaltigkeitsmanagement und Aktivitäten vor dem Hintergrund begrenzten Budgets;
  • Erfahrungsaustausch und Kooperation zielt insbesondere auf den Austausch innerhalb bestehender Netzwerke ab;
  • Außendarstellung fasst vor allem die Aktivitäten rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung zusammen;
  • Umsetzungsprojekte sind kleinere und größere Projekte zur Stärkung des nachhaltigen und klimafreundlichen Handelns am Institut.

Offenkundig befruchten sich diese Bereiche gegenseitig und tragen insgesamt zur stärkeren Verankerung von Nachhaltigkeit am Wuppertal Institut bei. Im Folgenden wird auf einzelne Aktivitäten der Arbeitsbereiche näher eingegangen.

3.1. Die Parkplatzumgestaltung und die Rolle von Partizipation

Im Jahr 2022 wurde erstmals ein Teil der Parkfläche auf dem Außengelände des Wuppertal Instituts temporär zu einer Aufenthaltsfläche für die Mitarbeitenden in den Sommermonaten umgestaltet. Der Beschluss zu diesem (temporären) Umsetzungsprojekt wurde von der Geschäftsführung veranlasst und die Verantwortung für die konkrete Umsetzung wurde den Nachhaltigkeitsbeauftragten übergeben.

Im ersten Schritt der Planung hat das Nachhaltigkeitsmanagement Möglichkeiten für die umfassende Partizipation aller Mitarbeitenden ausgearbeitet. Hierzu wurden sowohl Präsenz- als auch Online-Workshops veranstaltet, in deren Rahmen alle Interessierten ihre Vorstellungen und Wünsche für die Umgestaltung der Parkfläche äußern konnten. Zudem wurde über mehrere Wochen eine interaktive Pinnwand in der Cafeteria platziert, auf der Ideen und die Zustimmung zu diesen geäußert werden konnten.1 Nach Auswertung der zahlreichen Rückmeldungen konnte schließlich mit der Umgestaltung begonnen werden.

Den Aufbau der Sitzmöglichkeiten und Tische sowie der insektenfreundlichen, mobilen Beete aus Europaletten unterstützen freiwillige Mitarbeitende. Nach dem Abbau der temporären Umgestaltung gaben in einer institutsweiten, anonymen Umfrage 78 % der Teilnehmenden an, sich eine erneute Umgestaltung der Parkfläche zu wünschen. Daraufhin wurde auch im Jahr 2023 eine temporäre Umgestaltung veranlasst; jedoch testweise auf einem anderen Teil der Parkplatzfläche. Die Europaletten des Vorjahres wurden erneut zu verschiedenen Möbeln montiert und zudem wurden zwei Bierzeltgarnituren beschafft, um auch das Arbeiten im Freien zu ermöglichen. Die Eröffnung der Parkfläche wurde im Rahmen einer Kleider- und Pflanzentauschbörse sowie mit einem Mitbringbuffet gefeiert (siehe Bild).

Abbildung 1: Eröffnung der Parkfläche; Quelle: Wuppertal Institut / Laura Schenk

Die Fläche wurde im November 2023 erneut zurückgebaut und wieder als Parkfläche freigegeben. In einer wiederholten, anonymen Umfrage gaben 84 % der Mitarbeitenden an, dass sie die Umgestaltung der Parkfläche für eine gute Idee halten und 79,5 % sprachen sich gegen die Nutzung als Parkfläche und für die Nutzung als Aufenthaltsfläche für die Mitarbeitenden aus.

Durch das anhaltend positive Feedback zur Umgestaltung eines Teils der Parkfläche wird aktuell geprüft, ob die Fläche dauerhaft entsiegelt und als Aufenthaltsfläche genutzt werden kann. Hiermit war die Parkplatzumgestaltung bisher ein zentrales Umsetzungsprojekt des Nachhaltigkeitsmanagements. Neben einem kleinen Anteil der pendelnden Mitarbeitenden, die durch die geringere Anzahl an PKW-Stellplätzen (15 statt 25) auf klimafreundlicheren ÖPNV umgestiegen sind, wurde außerdem rückgemeldet, dass die Außenfläche deutlich zur Förderung des informellen Austausches zwischen den Mitarbeitenden beitragen konnte.

3.2. Nachhaltigkeitsberichterstattung als akteursübergreifende Aufgabe

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung am Wuppertal Institut nimmt eine zentrale Rolle ein, um zum einen das Monitoring der relevanten Daten zu gewährleisten und zum anderen gegenüber der Belegschaft und aller Stakeholdergruppen über Aktivitäten im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements zu berichten. Um den Anforderungen an Transparenz und Verantwortlichkeit gerecht zu werden, haben sich internationale Standards wie die der Global Reporting Initiative (GRI) als Leitfaden etabliert. In diesem Kontext ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht auf umweltbezogene Aspekte beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf soziale und ökonomische Bereiche eines Instituts, die in ihrer Gesamtheit einen nachhaltigen Betrieb gewährleisten.

Aufgrund der Fülle an Daten und Fakten erfordert die Implementierung dieser Standards eine umfassende Zusammenarbeit verschiedener Akteur*innen innerhalb des Instituts. Beginnend mit dem Bereich Finanzen und Controlling werden hier Daten gesammelt zum Energieverbrauch, zur Beschaffung und zu den Finanzen, die sowohl die ökologische als auch die ökonomische Nachhaltigkeit betreffen. Dabei sind je nach Organisationsstruktur unterschiedliche Akteur*innen relevant, wie die Mitarbeitenden zur Bewertung der Reisekosten, zu Beschaffungsfragen oder zur Buchhaltung. Die Erfassung, Analyse und Berichterstattung über nachhaltigkeitsbezogene Finanzzahlen sind unerlässlich, um unter anderem eine umfassende Sicht auf die wirtschaftliche Performance zu gewährleisten. Die ökologischen Indikatoren geben einen Blick auf den Energieverbrauch (Strom, Heizung), auf Potenziale für erneuerbare Energien und auf den Ressourcenverbrauch (Umsetzung nachhaltiger Beschaffungskriterien, Aspekte der Kreislaufwirtschaft etc.)

Ein bewusster Umgang mit Personalressourcen ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern beeinflusst auch direkt die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit. Die Implementierung von Fortbildungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für die Mitarbeitenden fördert die kontinuierliche Weiterentwicklung des Teams und trägt zu einem Verständnis der Unternehmenskultur bei. Die Gleichstellungsbeauftragten spielen eine Schlüsselrolle bei der Förderung von Vielfalt und Inklusion innerhalb des Instituts, was wiederum die soziale Dimension der Nachhaltigkeit stärkt.

Wie bereits oben beschrieben ist die Gebäudeverwaltung ebenfalls eine zentrale Akteurin bei der Verbesserung der CO2-Bilanz des Instituts. Die Implementierung von Energieeffizienzmaßnahmen, der Ausbau erneuerbarer Energien, ein umfassendes Abfallmanagement und nachhaltige Bauweisen tragen nicht nur zur Schonung des Klimas bei, sondern ermöglichen auch langfristige Kosteneinsparungen.

Nicht zuletzt ist die Geschäftsführung entscheidend dafür verantwortlich, dass Nachhaltigkeitsaspekte in die Gesamtstrategie des Instituts integriert werden. Dabei müssen klare Ziele formuliert und Ressourcen bereitgestellt werden.

Insgesamt erfordert die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Forschungsinstituten eine enge Zusammenarbeit und Koordination zwischen verschiedenen Abteilungen und Akteur*innen. Dieser integrative Ansatz gewährleistet, dass das Institut nicht nur wissenschaftliche Exzellenz, sondern auch soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein in Einklang bringt – eine Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Zukunft. Ein regelmäßiger Austausch unter den einzelnen Bereichen und Mitarbeitenden fördert nicht nur einen strukturierten Prozess zum Wissensmanagement, sondern ermöglicht die kontinuierliche Diskussion und Umsetzung von unterschiedlichen Klimaschutzmaßnahmen. Von dem Tauschregal, über Sportangebote, Energiesparmaßnahmen oder Nachhaltigkeitskriterien ist der Strauß an Möglichkeiten fast unbegrenzt.

3.3. Erfahrungsaustausch als Input für weitere Aktivitäten

Das Nachhaltigkeitsmanagement ist aktiv in verschiedenen Netzwerken beteiligt. Hierzu zählt u. a.  das Ecological Research Network (Ecornet). Mitglieder des Ecornet sind acht unabhängige und gemeinnützige Institute der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland. Das Wuppertal Institut leitet die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit, die sich zweimal im Jahr trifft, um Erfahrungen auszutauschen, wie nachhaltiges Handeln an den Instituten verstärkt umgesetzt werden kann. Ein weiteres Netzwerk ist der Zukunftskreis Nachhaltigkeit HOCH3 (ZN HOCH3). ZN HOCH3 versteht sich als Diskussionskreis von Nachhaltigkeitsbeauftragten und Geschäftsführer*innen aus Unternehmen und Organisationen des Bergischen Städtedreiecks, bestehend aus den Städten Wuppertal, Solingen und Remscheid. Ähnlich wie im Ecornet, allerdings mit einem Fokus auf die Region, besteht die Möglichkeit, gemeinsame Ideen für Aktivitäten und Projekte zu entwickeln.

Die Erkenntnisse werden so unter den Nachhaltigkeitsbeauftragten geteilt und als Input in die einzelnen Unternehmen getragen. Die Nachhaltigkeitsbeauftragten des Wuppertal Instituts haben so beispielsweise Informationen zur Parkplatzumgestaltung in die Netzwerke eingebracht. Andererseits werden Inputs aus den Netzwerken z. B. zu den Themen Mobilität oder Beschaffung aufgegriffen, um zu erörtern, ob vergleichbare Maßnahmen auf das Institut übertragbar sind.

In diesem Zusammenhang spielt auch der Austausch mit Kolleg*innen des Instituts eine wichtige Rolle. Hierfür wurde vor einigen Jahren die interne Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit geschaffen. Eine Beteiligung steht allen Mitarbeitenden offen. Impulse können vom Nachhaltigkeitsmanagement in die Gruppe getragen werden; gleichermaßen können auch Kolleg*innen Ideen einspeisen, um das Handeln des Instituts nachhaltiger zu gestalten.

3.4. Diskussionsimpulse als Handlungsgrundlage

Um solche Impulse, die nachhaltiges Handeln am Institut stärken und die sowohl intern als auch von außen herangetragen werden können, systematisch aufzubereiten, hat sich das Nachhaltigkeitsmanagement dazu entschlossen, sogenannte “Diskussionsimpulse” zu entwickeln. Als Teil des Arbeitsbereichs Strategieentwicklung sollen insbesondere mögliche Umsetzungsmaßnahmen beschrieben werden. Zu den wichtigsten Punkten zählen Fragen zum aktuellen Handlungshintergrund (z. B. zunehmendes Interesse seitens der Belegschaft), die Ausgangssituation bzw. wie mit dem Thema aktuell am Institut umgegangen wird, die sich ergebenden Herausforderungen und Chancen und die Position des Nachhaltigkeitsmanagement. Ein Diskussionsimpuls zielte darauf ab, den durch Drucker und Kopiergeräte verursachten Stromverbrauch zu senken. Im Vorfeld führte das Nachhaltigkeitsmanagement hierzu Verbrauchsmessungen durch. In einem Austausch mit dem Team der EDV des Wuppertal Institut wurden Herausforderungen und Chancen von unterschiedlichen Umsetzungsmöglichkeiten diskutiert.

Um gerade die Herausforderungen besser abschätzen zu können, sollen im Zuge der Entwicklung der Diskussionsimpulse Gespräche mit relevanten Akteur*innen am Institut aufgenommen werden. Dabei kann beispielsweise relevant sein, inwiefern eine ökologisch nachhaltige Umsetzungsmaßnahme die Arbeitsabläufe oder Routinen einzelner oder vieler Mitarbeiter*innen verändert. Die zu spezifischen Maßnahmen entwickelten Diskussionsimpulse können an die Geschäftsleitungsrunde weitergeleitet werden, wo genauere Prüfungen und Diskussionen stattfinden können. Im Idealfall dienen die Diskussionsimpulse als Grundlage, um klimafreundliche Veränderungen herbeizuführen und am Institut zu verankern, wobei auch weitere Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle spielen, die in die Entscheidung mit einfließen müssen.

4. Abschließende Darstellung

Mit seinem Kernauftrag der Transformations- und Nachhaltigkeitsforschung möchte das Wuppertal Institut einen Beitrag zu einer klimagerechten und ressourcenleichten Welt leisten. Gleichzeitig möchte man mit dem eigenen Geschäftsbetrieb als gutes Beispiel vorangehen. Hierfür wurde ein Nachhaltigkeitsmanagement sukzessive eingeführt und gestärkt. So wird Nachhaltigkeit in den Bereichen Verkehr und Mobilität und Energie und Ressourcen berücksichtigt, wobei als Forschungsinstitut (auch im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe) verschiedene kontextspezifische Aspekte berücksichtigt werden müssen.

In Wuppertal wird das Institut mit Fernwärme aus dem nahegelegenen Müllheizkraftwerk versorgt. Damit ermöglicht die Lage im Zentrum Wuppertals eine klimafreundliche Wärmeversorgung. Durch die unmittelbare Nähe zum Wuppertaler Hauptbahnhof kann auch die Wahl der Verkehrsmittel für die Wege zur Arbeit von Mitarbeitenden leichter zu Gunsten des öffentlichen Nahverkehrs ausfallen. Auch die Möglichkeit, in einem Umfang von 60 % der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit mobil zu arbeiten, leistet einen Beitrag zur Entlastung des Straßenverkehrs.

Zudem erleichtern überdachte und mit einem Tor verschließbare Fahrradabstellmöglichkeiten die Anreise mit dem Rad und Elektrofahrzeuge können während der Arbeit an drei installierten Wallboxen, die teilweise mittels neuer PV-Anlage mit Strom versorgt werden, geladen werden. Abbildung 2 fasst die für den Arbeitsweg genutzten Verkehrsmittel im Laufe der Zeit zusammen.

Abbildung 2: Entwicklung des Pendelverkehrs nach Verkehrsmittel (Personenkilometer in %) (Wuppertal Insti-tut 2023: 22)

Für die Zusammenarbeit mit Partner*innen ist es im Rahmen von internationalen Forschungsprojekte notwendig, dass Mitarbeitende das Flugzeug nutzen. Auch wenn die durch Mitarbeitende verursachten Flugkilometer kompensiert werden, entsteht hierdurch ein Großteil der CO2-Emissionen des Instituts. Gerade ein Vergleich zur COVID-19-Pandemie zeigt, dass 2022 die Reisetätigkeiten wieder deutlich zugenommen haben. Sie verweilen allerdings noch deutlich unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Pandemie.

Die weitere Reduktion von Emissionen aus den verschiedenen Bereichen wird auch zukünftig das zentrale Anliegen des Nachhaltigkeitsmanagements des Wuppertal Instituts sein. Dabei wird die Verankerung des Themas durch verschiedene Aktivitäten und die Sensibilisierung von Mitarbeitenden eine zentrale Rolle spielen.

Literaturverzeichnis

Thomas, S., Schüwer, D., Vondung, F., Wagner, O. (2022). Heizen ohne Öl und Gas bis 2035 – ein Sofortprogramm für erneuerbare Wärme und effiziente Gebäude. Im Auftrag von Greenpeace e.V. URL: https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/7954/file/7954_Heizen.pdf

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH (2023). Indikatorenbericht 2023. Nachhaltigkeit am Wuppertal Institut. URL: https://wupperinst.org/fa/redaktion/downloads/static/WI_Indikatorenbericht_2023.pdf

Zitationshinweis:

Adisorn, Thomas, Lena Tholen, Amelie Straßen, und Thomas Orbach (2024): Nachhaltigkeit verankern, Einblicke in das Nachhaltigkeitsmanagement des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Essay, Erschienen auf: regierungsforschung.de. Online Verfügbar: https://regierungsforschung.de/nachhaltigkeit-verankern/

This work by Thomas Adisorn, Lena Tholen, Amelie Straßen and Thomas Orbach is licensed under a CC BY-NC-SA license.

  1. Im Rahmen einer anonymen, institutsweiten Umfrage, in der im Nachgang Feedback zur Umgestaltung abgefragt wurde, gaben etwa 90 % der Teilnehmenden an, die Partizipationsmöglichkeiten als ausreichend empfunden zu haben. []

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